Zu Beginn des 20.Jahrhundert begann man in Großbritannien und Frankreich die Perser auch auf einen einheitlicheren Typ hin zu züchten. Man bevorzugte bei den Langhaarkatzen nun große, kräftige Tiere mit einem breiten Kopf und einer immer kürzeren Schnauze. Das Fell sollte sehr üppig und lang sein. Diesen Katzentyp übernahmen auch einige deutsche Züchter von Langhaarkatzen als Vorbild. Um die erwünschten Merkmale zu erhalten, wurden Tiere aus Frankreich und Großbritannien importiert und eingekreuzt. Die Entwicklung zum heutigen Perser ist auf den Fotografien gut zu erkennen: |
Pierrot of the Court (1929) | Druedrop of Dunesk (1933) |
Ende der 20er Jahre waren die Angorakatzen in Deutschland daher vom Typ her sehr uneinheitlich. Es gab Angorakatzen, die noch weitgehend dem ursprünglichen, im Körperbau den Hauskatzen nahestehenden Typ ähnelten und solche, die mehr dem englisch-französischen Perser nahekamen. |
Um die Reinzucht der Perser zu fördern, gleichzeitig aber den ursprünglichen Typ der Langhaarkatzen zu erhalten, erstellte der in der Katzenzucht einflussreiche Zoologe Prof. Dr. Friedrich Schwangart für beide Varianten von Langhaarkatzen Rassebeschreibungen, bei der erstmals auch die Kopf- und Körperform ein entscheidendes Kriterium für die Rassezuordnung war. Innerhalb der Gruppe der Langhaarkatzen, damals in Deutschland meist als Angorakatzen bezeichnet, sollte nun zwischen den in ihrer Kopf- und Körperform züchterisch wenig beeinflussten Langhaarkatze, für die Schwangart den Namen Deutsch Langhaar vorschlug, und dem Perser nach englischem Vorbild unterschieden werden. Ausführlich wird dies in einem Artikel über die Entwicklung der Langhaarkatzenzucht in Deutschland dargestellt. Perser und Deutsch Langhaar sollten zwar Gemeinsamkeiten zeigen, wie den breiten Kopf mit einer stumpfen Schnauze, aber auch deutliche Unterschiede. Nach Schwangart sollen Perser und Deutsch Langhaar gemeinsam haben:
- mittelgroße bis große Katze, gut muskulös
- breiter Kopf, mit rel. kurzem, breit endigendem Schnauzenteil
- Ohren gut auseinander plaziert, gerundet (beim Perser: klein)
- dicke Pfoten mit Büscheln
- ziemlich kurzer, schön getragener Schweif
- ausgesprochenes, schmiegsames Langhaar mit Rückenscheitel,
Halskrause und behosten Hinterschenkeln
Anders als beim Perser sollen bei der Deutsch Langhaar sein: - Kopf trapezförmig, Stirn abgeschrägt, weder vorgetrieben noch emporgewölbt, in den Nasenrücken überfließend oder mit ganz kleiner Stufung in ihn überleitend (kein Stopp!)
- Nasenrücken gestreckt, gerade oder leicht hakig
- Schnauze nicht zu kurz
- Ohren mittelgroß und gerundet
- Augen maximal eine Augenbreite auseinander, oval bis rund, leicht schräg stehend
- mittellange Beine
- Figur etwas weniger gedrungen, lang-rechteckig
- Bewegungsweise flüssiger
- Schweif etwas länger
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Beide Zeichnungen stammen aus "Unsere Katze" (O.Fehringer, 1942) und sollen den Unterschied zwischen damaligem Perser und DLH verdeutlichen
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Im Gegensatz zum "1. Deutschen Angorakatzen Schutz- und Zuchtverein", der später in DEKZV umbenannt worden war, folgte der "Bund für Katzenschutz und Katzenzucht" 1930 dem Vorschlag von Schwangart. Bereits zwei Jahre nach der offiziellen Rassevorstellung wurde der DLH-Kater "Fuchs von der Rheinburg" auf einer Ausstellung des "Bundes für Katzenschutz und Katzenzucht" als Bundessieger gekürt.
Nach der Machtergreifung der Nazis und der Gleichschaltung der Vereine 1934 wurden der DEKZV und der Bund für Katzenschutz und Katzenzucht zwangsweise zu einem einzigen Katzenzuchtverein zusammengefasst, dem "Reichsverband für das Deutsche Katzenwesen". Dr. Magerl vom DEKZV wurde 1.Vorsitzender und übernahm das Zuchtbuchamt für Langhaarhaarkatzen (es wurde damals nicht zwischen Langhaar und Halblanghaar unterschieden), Schwangart leitete von München aus das Zuchtbuchamt für Kurzhaarkatzen. Als freiheitlich denkender Mensch, der auch Artikel in individualistisch-anarchistischen Zeitschriften veröffentlichte, konnte Prof. Schwangart 1939 seine beruflichen Laufbahn in Dresden nicht fortsetzen und hatte sich in seine Heimatstadt München zurückgezogen. Als Katzenrichter war er von da an vor allem in der neutralen Schweiz tätig. Die Unterscheidung zwischen Perser und Deutsch Langhaar wurde vom Reichsverband für das Deutsche Katzenwesen übernommen, so dass in der Gruppe der Langhaarkatzen ab 1935 Perser, Deutsch Langhaar und Hl. Birma als getrennte Rassen gezüchtet und ausgestellt werden konnten.
Im Oktober 1939 erfolgte schließlich auch die Anerkennung der ursprünglichen Langhaarkatzen unter dem Rassenamen "Borealis" oder "Boreali" in der Confédération Internationale Féline (CIF), der Vorläuferorganisation der Fife, der damals die Societa Felina Italiana, der Cat Club de Paris und die Fédération Suisse angehörten ( Die Fife wurde erst 1949 gegründet). Aus Briefwechseln zwischen Schwangart und befreundeten Richtern in Italien und der Schweiz wird deutlich, dass er die Deutsch Langhaar und die Boreali als identisch ansah. Für ihn war das Vorkommen der Deutsch Langhaar auch keineswegs auf Deutschland beschränkt. | historische Postkarte
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Im Folgenden ein paar historische Fotografien, die zeigen, wie zu Schwangarts Zeiten Deutsch Langhaarkatzen aussahen: Quelle: Unsere Katze, von Otto Fehringer (1942)
| | | Quelle: Unsere Katze, von Otto Fehringer (1942) | Quelle: Unsere Katze, von Otto Fehringer (1942) | | | | Quelle: Unsere Katze, von Otto Fehringer (1942)
| Quelle: Unsere Katze, von Otto Fehringer (1942)
| Quelle: Unsere Katze, von Otto Fehringer (1942) | Leider versetzte der 2.Weltkrieg der Katzenzucht in ganz Europa einen schweren Schlag. Die Katzenzucht kam verständlicherweise in Deutschland fast völlig zum Erliegen und die Bestände an Rassekatzen nahmen stark ab. Nach dem 2.Weltkrieg waren die Rassekatzenzucht und die Zuchtbestände in Deutschland fast völlig zusammengebrochen. Es gab nur noch wenige Zuchtkatzen. Von 1949 bis 1970 war der DEKZV der einzige Katzenzuchtverein in Deutschland. Er hob die Unterscheidung zwischen Perser und Deutsch Langhaar auf und führt die alte Rassebezeichnung Angorakatze wieder ein. So wurden in dieser Zeit beide Rasse gemeinsam als Angorakatzen gezüchtet. In Katzenbüchern aus dieser Zeit wird jedoch weiterhin zwischen Persern und den ursprünglichen Langhaarkatzen unterschieden. Sie werden von manchen Autoren als Deutsch Langhaar bezeichnet, andere im Gegensatz zum Perser als Angorakatzen. Wie nah sich die beiden Rassen in dieser Zeit noch standen, zeigen die Fotos aus dieser Zeit. Sie stammen alle aus dem Büchlein "Das Katzenbuch" von Ludwig Koch-Isenburg (1953). Rechts sind jeweils Perser abgebildet, links Angorakatzen: |
Hier wäre die Geschichte der Deutsch Langhaar zu Ende gewesen, wenn nicht Ende der 60iger Jahre Frau Renate Aschemeier in den Besitz von mehreren ursprünglichen Langhaarkatzen gekommen wäre. Eine Züchterin hatte ihre Zucht aufgelöst und sie Frau Aschemeier mit dem Hinweis übergeben, dass es sich um seltene und sehr wertvolle Tiere handle. Sie führte die Zucht der robusten und pflegeleichten Katzen über 30 Jahre fort. Zur Blutauffrischung kreuzte sie teilweise geeignete Langhaarkatzen ein, achtete aber darauf, das ursprüngliche Aussehen zu erhalten. Lange Zeit schien es, als sollten ihre Katzen die letzten Deutsch Langhaarkatzen bleiben und die Rasse mit dem Ende ihrer Zuchtbemühungen völlig aussterben. 2005 fand sich ein kleines Grüppchen von Züchtern zusammen, die Schwangarts Ideen einer pflegeleichten und ursprünglichen Langhaarkatze züchterisch verwirklichen wollten. Auf der Basis von Gründertieren, die bereits im hohen Maß dem Deutsch Langhaar-Standard entsprachen oder Katzen nah verwandter Rassen, die wichtige Merkmale in den Genpool einbringen sollten, wurde eine gesunde und genetisch vielfältige Population von Zuchttieren geschaffen. Es fanden sich Vereine, die das Projekt unterstützten und die Jungtiere wurden in ihre Zuchtbücher eingetragen. 2009 übergab Frau Aschemeier, die altersbedingt ihre Zucht aufgegeben hatte, fünf ihrer Katzen der Züchtergruppe in der Hoffnung, dass möglichst mehrere der letzten ursprünglichen Deutsch Langhaarkatzen in das Zuchtprogramm integriert werden könnten. Leider blieb bei den bereits älteren Katzen der erhoffte Nachwuchs aus. Um so größer war die Freude, als der letzte potente Kater „Bär von der Wassermühle“, der bei Frau Aschemeier geblieben war, mit der weißen „Cosma Shiva von Germangora“ 2011 doch noch für Nachwuchs sorgte. Es folgten vier weitere Würfe mit Katzen aus anderen Linien, so dass seine Nachkommen in vielen Deutsch Langhaar-Zuchten zu finden sind und das Erbe der ursprünglichen Deutsch Langhaarkatzen weitertragen. N-Wurf von Germangora (Bär v.d. Wassermühle x Cosma Shiva v. Germangora)
2012 sind zahlreiche Enkel von Bär geboren worden und sie zeigen, dass sich die Nachkommen von Bär nicht nur zu gesunden und sehr typvollen DLH entwickelt, sondern auch Bärs Erbe würdig weitergegeben haben. Sie stellen das Herzstück des Deutsch Langhaar-Zuchtprogramme verschiedener Zuchten der IG DLH dar, die sich den Erhalt der Deutsch Langhaar im Sinne Schwangarts auf die Fahnen geschrieben haben.
Die Deutsch Langhaar und die Vereine heute Neben dem Aufbau einer gesunden Zuchtbasis war es von Anfang an das Ziel der Deutsch Langhaarzüchter gewesen, eine Wiederanerkennung der Rasse zu erreichen.
Damit eine Rasse bei der Word Cat Federation (WCF), dem mitgliederstärksten der fünf großen, weltweit agierenden Katzenzuchtverbänden, anerkannt werden kann, fand als einer der ersten Schritte 2010 im Rahmen einer Ausstellung der Deutschen Edelkatze e.V. eine Anerkennungausstellung für Deutsch Langhaar statt. Dafür müssen mindestens 15 Tiere der angestrebten Rasse vorgestellt werden. Wichtig ist außerdem, dass man eine ausreichende Anzahl an Katzen zeigen kann, die bereits mindestens drei oder vier Generationen in Reinzucht gezüchtet wurden. Am Samstag, 05.06.2010 war es dann so weit und Züchter aus ganz Deutschland haben sich mit 22 ihrer Deutsch Langhaar-Katzen auf den teilweise sehr weiten Weg zur Ausstellung der Deutschen Edelkatze e.V. in Grefrath-Oedt gemacht.
Folgende Tiere wurden auf dieser Ausstellung präsentiert:
- In Begleitung ihrer Züchter bzw. Besitzer Claudia Westmeier-Heinrich, Christiane Köhler und Babette Schwob:
Halldor von Germangora Noroelles's Baldur Emmelie von Germangora Eric von Germangora - Vorgestellt von seiner Besitzerin:
Tiplitaps vom Gut Mannewitz Amithi von Marahren's Fee von Marahren's Carlotta von Marahren's Blanka von Marahren's E-Wurf von Marahren's F-Wurf von Marahren's German Angora's Kasimir German Angora's Johanna Bond Girl vom Gut Mannewitz - Vorgestellt von ihrem Besitzer Jürgen Rampf:
Charlett aus der Pirnaer Räuberhöhle
Außerdem wurden die Züchter von Kristina Reintanz und drei weiteren Freunden begleitet, die ihnen hilfreich zur Seite standen, damit das Richten der vielen Katzen problemlos ablaufen konnte. Leider war es an diesem Tag recht warm, so dass der Aufenthalt in der Ausstellungshalle für Mensch und Tier nicht unbedingt angenehm war, aber das tat der guten Stimmung beim gemütlichen Beisammensitzen keinen Abbruch. Alle Deutsch Langhaar wurden von Frau Meister gerichtet und sie zeigte sich besonders von Halldor, Baldur, Charlett, Amithi, Bond Girl und Kasimir sehr angetan. Das Ziel dieser Ausstellung war das Richten möglichst vieler Tiere mit hohen Generationen (F3 und F4) und die Überarbeitung des vorläufigen Standards, um im August die Anerkennung der Rasse in der WCF zu erreichen. Besonderen Dank gebührt Frau Meister, die sich sehr viel Zeit für die Deutsch Langhaar-Züchter genommen und mit ihnen zusammen den vorläufigen Standard so überarbeitet hat, dass die Formulierungen nun den Typ unserer Tiere genau widerspiegeln. Die Bericht der Anerkennungsausstellung sowie die überarbeitete Fassung des Standards wurde dann der Richterkommission vorgelegt und waren neben der Rassepräsentation dann die Grundlage der Abstimmung des Richtergremiums.
Die Richterkommission tagte im August 2010 im Rahmen der Generalversammlung der WCF und genehmigte den Standard. Damit konnte von den Mitgliedern der WCF über die Anerkennung der Deutsch Langhaar abgestimmt werden. Leider wurde dem Antrag auf der Generalversammlung der WCF nicht zugestimmt. Ein Teil der Deutsch Langhaar-Züchter ließ sich nicht beirren und fand sich in der AG DLH zusammen, die Ende 2015 in Interessengemeinschaft DLH umbenannt wurde. Das Ziel war und ist es, die schon erreichten Zuchterfolge zu einem immer einheitlicheren Typ zu führen, der sich auch heute an den Ideen Schwangarts orientiert, und eine gesunde Rasse auf breiter Zuchtbasis aufzubauen. Gemeinsam wurde auch weiter an der Anerkennung gearbeitet. Sowohl beim Katzenverein Leverkusen e.V. als auch bei der WCF beantragten die Züchter der AG DLH Anfang 2012 noch einmal die Wiederanerkennung und legten umfangreiche Unterlagen zur Rasseentwicklung vor. Am 29.April 2012 hatten die Bemühungen unserer Deutsch Langhaarzüchter endlich Erfolg und die Deutsch Langhaar wurde wieder anerkannt. Möglich machten dies der Katzenverein Leverkusen e.V. sowie die World Cat Federation, bei denen wir uns dafür herzlich bedanken. Die Deutsch Langhaar ist somit sowohl national als auch international anerkannt. Wie erfolgreich die Deutsch Langhaar ist, sieht man an der stetig anwachsenden Zahl an Katzen, die vor allem bei Liebhabern, aber auch Züchtern leben. Seit 2001 wurden in die Zuchtbücher unterschiedlicher Katzenzuchtvereine bereits rund 1700 Deutsch Langhaarkatzen eingetragen (Stand Juli 2021). |
Autor: IG DLH
Aufrufe: 67462 Zuletzt aktualisiert: 09.07.2021
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